Wenn was Süßes sauer endet.

Sexting kann auch schieflaufen, wir geben dir hier ein paar Tipps für diesen Fall.

Dieses Sexting-Ding, das ist eine komplizierte Sache.

Sexting ist eine Möglichkeit, deine Sexualität und dich selber zu entdecken. Und dich auch auf digitalem Wege mit anderen Menschen verbunden zu fühlen. Das ist toll.

Aber: es können auch Dinge schieflaufen. Und genau deswegen geben wir dir jetzt ein paar Hinweise mit auf den Weg, die super wichtig und für dich hoffentlich hilfreich sind.

Was kann beim Sexting schiefgehen?

Bevor wir Tipps geben, wie du dich schützen und im schlimmsten Fall wehren kannst, müssen wir ein paar Vokabeln klären. Alle folgenden Phänomene hängen irgendwie miteinander zusammen und wir helfen dir, wann immer dir etwas davon passieren sollte.


Der Begriff Sextortion ...

... setzt sich aus zwei englischen Begriffen zusammen – aus „Sex“ und aus „Extortion“, dem englischen Wort für Erpressung. Von Sextortion spricht man, wenn ein Mensch einen anderen Menschen damit erpresst, Fotos oder Videos, die die erpresste Person bei einer sexuellen Handlung zeigen, zu veröffentlichen, wenn er oder sie nicht eine bestimmte Gegenleistung erbringt – meistens geht es um Geld.

Manchmal ist dieses Foto- oder Videomaterial ursprünglich freiwillig und einvernehmlich verschickt worden – Stichwort Sexting. Manchmal ist es heimlich aufgenommen oder geklaut worden, manchmal ist es ein Fake und existiert gar nicht. In allen Fällen bedeutet diese Erpressung extremen Stress für die betroffenen Personen und in allen Fällen ist sie eine Straftat. Man kann und man sollte sich dagegen wehren. Bei fragzebra.de sagen wir dir, wie das geht.

Der Begriff Revenge Porn ...

... beinhaltet die beiden englischen Worte Revenge (Rache) und Porn (Pornographie). Von Revenge Porn spricht man dann, wenn eine Person aus Ärger über eine andere Person – eben aus Rache – pornographisches Material verbreitet, das die andere Person zeigt und welches sie von ihr erhalten hat – Stichwort Sexting.  

Wir geben euch ein praktisches und nicht sehr seltenes Beispiel: Ihr wart sehr verliebt, ihr habt euch gegenseitig Nacktfotos geschickt oder sogar Videos von euch gedreht. Nun ist die Beziehung vorbei und aus Trauer oder Enttäuschung, Ärger oder Zorn darüber, verschickt nun einer von euch dieses Material an andere Menschen. Mit dem Ziel, die abgebildete Person zu verletzen oder zu demütigen. So erbärmlich wie dieses Verhalten klingt, ist es übrigens auch. Und strafbar, besonders wenn auf dem Material minderjährige Personen zu sehen sind. Mehr dazu findet ihr hier.

Unter Cybergrooming versteht man...

... die gezielte Anbahnung sexueller Kontakte mit Minderjährigen über das Internet – genau das beschreibt auch das Wort Cybergrooming. „Cyber“ steht für die Onlinewelt und „Grooming“ bedeutet übersetzt sowas wie „präparieren“ oder „pflegen“ und meint das Umgarnen von Kindern und Jugendlichen.

In Deutschland ist Cybergrooming als besondere Form des sexuellen Missbrauchs von Kindern, also bei Personen unter 14 Jahren, strafbar. Bereits der Versuch des Cybergroomings ist unter bestimmten Voraussetzungen schon strafbar.

Wie muss ich mir das vorstellen?

Häufig nehmen erwachsene Menschen dabei online Kontakt zu Jugendlichen oder Kindern auf, bauen eine Vertrauensbasis auf, entwickeln eine Beziehung zu ihnen, indem sie sich als gleichaltrig ausgeben oder als Person mit ähnlichen Interessen. In vielen Fällen erbitten sie irgendwann das Zusenden von Nacktfotos, schicken selbst Fotos von sich oder haben einen sexuellen Kontakt über Videochats – Stichwort Sexting. Davon kann man sich bereits massiv belästigt fühlen. Kinder, die sich darauf jedoch eingelassen haben, werden dann teilweise mit genau diesem Material sogar erpresst und spätestens dann ist man schnell in einer vermeintlich ausweglosen Situation.

Online zu flirten - manchmal fühlt sich das anfangs alles gar nicht so schlimm an. Aber spätestens sobald das nicht mehr so ist, sobald man sich bedrängt oder belästigt fühlt, muss das aufhören. Kinder und Jugendliche trifft keine Schuld, Cybergrooming ist strafbar. Hier könnt ihr anonym Verdachtsfälle melden.

Einvernehmliches Sexting kann eine sehr schöne Sache sein.

Ja, richtig – die Rede ist von einvernehmlichem Sexting. Und einvernehmlich bedeutet, dass die beteiligten Personen mit dem einverstanden sind, was passiert. Das englische Wort für Einvernehmen lautet Consent, vielleicht hast du das auch schon einmal gehört. Was überhaupt nicht schön ist, ist ein Foto von Geschlechtsteilen zugeschickt zu bekommen, das man absolut nicht haben wollte.

Die Rede ist von Dickpics – das Wort setzt sich zusammen aus dem englischen umgangssprachlichen Wort für Penis, „dick“, und der englischen Abkürzung für das Wort Foto, „pic“. Und natürlich sind auch Fotos von allen anderen, auch weiblichen Geschlechtsteilen, die ungefragt verschickt werden, unangenehm und eine Form der sexuellen Belästigung oder Nötigung. Das ist eine Straftat. Und du kannst dich dagegen wehren – hier zeigen wir dir, wie.

WER INHALTE, DIE IHR ODER IHM IM VERTRAUEN ZUGESCHICKT WORDEN SIND, MISSBRAUCHT – SIE UNGEFRAGT VERBREITET, DAMIT MOBBT ODER ERPRESST – MACHT SICH WAHRSCHEINLICH STRAFBAR.
DAS GEHT GAR NICHT, HAT MIESE FOLGEN UND IST DAHER EINFACH DUMM.





Das mit dem Sexting ist schiefgelaufen.

Wir geben dir ein paar Hinweise, was du nun unternehmen kannst.

Vorab sind drei Dinge wichtig:

  1. Du bist nicht allein. Auch wenn sich das so anfühlt, viele Menschen machen Sexting – und manchmal geht es leider schief. Dass du das hier liest, ist ein erster Schritt, dass es dir schon bald besser gehen kann.
  2. Traurigkeit und Enttäuschung darfst du zulassen. Es ist in Ordnung, dass du traurig, enttäuscht und wütend bist. Das hätte man dir nicht antun dürfen. 
  3. Such dir jetzt am besten vertraute Menschen aus deinem Umfeld (also Menschen, die du persönlich kennst) und sprich mit ihnen darüber. Wenn du lieber mit jemandem anonym darüber sprechen möchtest, ist das auch vollkommen in Ordnung. Die folgenden Angebote sind dann für dich da: Nummer gegen Kummer, Telefonseelsorge und Safe im Recht.

Und jetzt geht es darum, die Kontrolle zurückzuerlangen.

Wir erklären dir, wie du das schaffen kannst: 

  1. Versuche, Beweise zu sichern. Mach Screenshots von deinem Chat, merk dir den Namen und speicher die Informationen von deinem Chat-Partner oder deiner Chat-Partnerin.  
  2. Und dann brich den Kontakt ab. Du musst mit niemandem chatten, der dir kein gutes Gefühl gibt oder dich sogar belästigt. Bring dich in Sicherheit.
  3. Geh zur Polizei und erstatte Anzeige. Das ist dein Recht und nur so kannst du davon Gebrauch machen. Das kann man übrigens mittlerweile auch online und anonym tun: formulare.polizei.nrw/ams/anzeige/wizardng/FFE7CD
  4. Wenn du Unterstützung oder Beratung brauchst, kannst du dich jederzeit an fragzebra.de wenden. Wir begleiten dich und helfen dir.  
  5. Und wenn du das Gefühl hast, dass du keine Kraft hast, dich verfolgt und alleine fühlst, dann empfehlen wir, zusätzlich professionelle therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Das soll dir niemals passieren?

Hier sind ein paar Tipps, wie du dich schützen kannst. Unsere Tipps für Safer Sexting:

  • Mach klare Ansagen, triff klare Absprachen: Kläre mit deinem Chat-Partner oder deiner Chat-Partnerin vorab, womit ihr beide gegenseitig einverstanden seid und wo eure Grenzen sind.
  • Vertrauen ist der Schlüssel. Kannst du deinem Chat-Partner vertrauen? Frag dich das immer wieder.
  • Sehr praktischer Tipp, der vor allem deine Persönlichkeitsrechte schützt: Zeig beim Sexting nach Möglichkeit nicht dein Gesicht.
  • Sollte ja eigentlich klar sein. Wir sagen es aber zur Sicherheit nochmal: Leite nichts Pornografisches weiter, das dir – im Vertrauen, als Scherz, aus Versehen – zugeschickt wird.
  • Und außerdem lohnt es sich immer, regelmäßig deine Chas und Fotos durchzugehen und großzügig zu löschen.

Du bist gefragt! Auch wenn du nicht auf Porno-Material zu sehen bist und es nicht als erste oder erster verschickt hast, dann trägst du trotzdem eine Verantwortung. Du kannst nämlich mithelfen, dass der ganze Schmerz und die Sorgen und die Ängste der Betroffenen ein Ende haben.

Wie? Ganz einfach! Du verbreitest das Material nicht weiter. Du löschst es und setzt dich für die Rechte der Betroffenen ein. Und du kannst solche Fälle bei der jeweiligen Social-Media-Plattform melden. Alles rundum das Thema Safer Sexting findest du außerdem hier: www.safer-sexting.de.